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Für die meisten Menschen und auch für uns war sie sehr beeindruckend. Damals war es noch ein Erlebnis, diese großen stählernen Dinger so nah zu sehen. Für mich stellte sich zu diesem Zeitpunkt auch gar nicht die Frage, welches Unheil solche Maschinen anrichten können. Kurz vor Ende der Vorstellung, also zu dem Zeitpunkt, als die italienische Flugstaffel angesagt wurde, beschlossen wir, schon unser Auto aufzusuchen, um später nicht in den Stau zu kommen. So gingen wir nach links Richtung Tower, um von dort auf den Parkplatz zu gelangen. Die Flugvorführungen waren in vollem Gange. Wir schauten während des Gehens ab und zu hoch in den Himmel.

Durch die Menschenmassen wurden wir mal etwas vor-, dann wieder ein Stück zurückgedrängt. Wir hatten unsere kleine Nadine in die Mitte genommen und hielten sie jeder an einer Hand. Wir blieben immer wieder kurz stehen, um noch einmal etwas zu sehen. Auch als die Italiener ihr "Durchstoßenes Herz" flogen, drehte ich mich gerade um. Zu Carmen sagte ich noch: "Schau mal".


Carmen hatte nicht mehr die Zeit sich ganz umzudrehen. Ich sah Feuer und Trümmerteile. Aber erst, als eines der Flugzeuge direkt auf uns zuflog, begriff ich die Gefahr. "Das war keine Show mehr!" Ich schrie noch: " Renn!", aber Carmen schaute mich nur mit großen Augen an, so, als wollte sie sagen, "es reicht ja doch nicht mehr". Sie brachte nur noch ein abgehacktes "Au" über die Lippen, dabei wurde sie von einem großen Trümmerteil am Kopf getroffen, der unnatürlich nach vorne abknickte. Das war das letzte, was ich von ihr sah. " Das kann doch nicht wahr sein!" Im gleichen Augenblick wurde ich ebenfalls von einem Teil getroffen und durch die Druckwelle einige Meter nach hinten weggeschleudert.

Ich fiel mit dem Gesicht zu Boden. Während des Sturzes spürte ich, dass mein ganzer Körper nassgespritzt wurde. Es war Kerosin, das sich sogleich entzündete. Ich lag brennend am Boden. Beim Versuch aufzustehen merkte ich, dass ein großes Metallstück auf meinem Unterkörper lag. Ein Bein war frei, mit dem ich mich unter dem Trümmerstück selbst hervorschieben konnte. Das Teil selbst bewegte sich keinen Zentimeter, dazu war es zu schwer und zu groß.



 Als ich es geschafft hatte aufzustehen, sah ich mich um. Es lagen viele Tote und Verletzte herum. Viele waren schwarz verkohlt, andere brannten noch. Was ich sah und hörte, war unbeschreiblich grausam. Beim Aufstehen merkte ich auch, dass etwas Nasses von meinen Armen, meinem Rücken und meinem Gesicht hing. Ich dachte, es wäre irgendein Kleidungsstück oder ein Fetzen von einem Tuch, daß mir vielleicht jemand übergeworfen hätte, um die Flammen zu löschen. Ich zog daran, um es von mir zu werfen. Aber es war meine Haut, die, je mehr ich daran zog, immer länger wurde. Außerdem fügte ich mir auf diese Art höllische Schmerzen zu.

Ich versuchte sofort auszumachen, wo wir zuletzt gestanden hatten. Nadine fand ich gleich. Sie lag am Boden auf dem Bauch. Ihre langen blonden Haare waren teils weggebrannt. Ihr Gesicht, ihre Hände und Arme waren verbrannt. Ich hörte sie schreien. Ihre Kleider brannten noch teilweise. Es war unfassbar. Ich wälzte sie auf dem Boden, versuchte, die Flammen mit meinen Händen zu ersticken, und rief immer wieder um Hilfe. Aber viele standen herum, waren zu schockiert um zu helfen. Wieder andere liefen verwirrt in der Gegend umher.

Gegen die Flammen hatte ich mit bloßen Händen kaum eine Chance. So gelang es mir nur mit großer Mühe, die Flammen etwas einzudämmen zumal meine Hände dabei auch wieder Feuer fingen. Zwischendurch hielt ich immer wieder Ausschau nach Carmen. Unter den vielen Verbrannten war sie aber nicht zu erkennen, weil alles schwarz war und man sich somit auch nicht an Kleidungsstücken orientieren konnte. Manche lagen am Boden und schauten mich nur an, ohne etwas zu sagen oder sich zu bewegen. In den schwarzen, verkohlten Gesichtern konnte man kein Leben mehr erkennen. Die Tatsache, dass unter ihnen vielleicht auch Carmen war und ich sie nicht erkennen konnte brachte mich fast um den Verstand.

Ich versuchte mich auf Nadine zu konzentrieren, hob sie auf und drückte sie an mich, weil ihre Kleidung immer noch etwas brannte. Sie hörte nicht auf zu schreien.

Plötzlich kamen ein paar Amerikaner, ich weiß nicht, ob Soldaten oder Zivilisten, die mich festhielten, während einer von ihnen mir meine Tochter wegnahm und einfach fortlief. Ich versuchte mit aller Kraft mich loszureißen, doch die zwei die mich festhielten, waren stärker. Das letzte, was ich von Nadine sah waren ihre Arme, die sie nach mir ausstreckte. Ich wurde dann wohl bewusstlos.
Hier steht ein Teil dessen was ich nun in Erfahrung gebracht habe wie es mit Nadine weiter ging.

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