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Als ich irgendwann im Oktober 1988 das erste Mal wieder mit einigermaßen klarem Verstand zu mir kam, hatte ich einige Wochen hinter mir, in denen mein Leben an einem ziemlich dünnen Faden gehangen hatte. Wochen der künstlich herbeigeführten Bewusstlosigkeit, Wochen der künstlichen Beatmung, Wochen die für mich ohne jegliches Zeitgefühl vergingen. Ich hatte wohl das meiste überstanden.

Meine Geschichte beginnt in einer Umgebung, die mir fremd und doch schon irgendwie vertraut war. Ein großer Raum, ein großes Fenster, eine grüne Schiebetür, ein kleines Fenster neben der Tür, das seltsamerweise fast immer durch einen schwarzen Vorhang von außen verdeckt war. Am großen Fenster stand eine weiße Anrichte auf Rädern mit breiten Schubladen. Diese Anrichte war beladen mit allerlei Verbandsmaterial, Gummihandschuhen, Flaschen, die Flüssigkeiten enthielten, mit verschiedenen Dosen voll Salbe, Spritzen und einem roten Kunststoffbehälter in Kanisterform. Ich glaube dieser Behälter war nach meiner Entlassung aus diesem Raum voll. Prall gefüllt nur mit Nadeln und Kanülen die sich bereits an irgendeiner Stelle in meinen Körper gebohrt hatten. Kleine spitze Plagegeister, die nach Gebrauch säuberlich von den Schläuchen und Spritzen getrennt wurden und die beim Hineinwerfen in diesen roten Kanister ein kurzes klirrendes Geräusch verursachten; am Anfang etwas lauter, später dann, als das Gefäß langsam voller wurde, erklang das Geräusch immer kürzer und leiser, bis nur noch ein kurzes Klicken zu hören war, das außer mir wahrscheinlich niemand wahrnahm.

Mitten in diesem großen Raum war ein Bett aufgestellt. " Mein Bett". Es sah aus wie ein Krankenbett auf Rädern und mit Kurbeln. Nur eine Sache unterschied es von einem normalen Krankenbett. Das saubere, weiße Bettzeug, das ich von früheren Krankenhausbesuchen gewohnt war, war ausgetauscht worden gegen eine Schaumgummimatratze, die abgedeckt wurde: Mal mit blauen, mal mit grünen OP-Tüchern. Auch fehlten Decken zum Zudecken.

Auf diesem Bett lag also ich. Umringt von Geräten und Maschinen, die in meist unregelmäßigen Abständen piepsten oder sonstige Warntöne von sich gaben. Über mir hingen unzählige Infusionsflaschen. Hier lag ich also, ohne zu wissen, wieviel Zeit vergangen war. Was ich hatte waren furchtbare Schmerzen, besonders an den Händen, und grässliche Erinnerungen an einen warmen Sommertag. Von anderen Erinnerungen konnte ich nicht sagen ob sie geträumt oder Wirklichkeit waren. Dies war so dachte ich mir später, eine Folge der hochdosierten Schmerzmittel.

Kein Traum, und das habe ich von Anfang an genau gewusst war dieser Sonntag, der für uns -meine fünfjährige Tochter Nadine, meine Frau Carmen und mich - so begann wie viele Sonntage.

Wir machten uns frühmorgens auf, um irgendwo irgendetwas zu erleben. An diesem Sonntag war es der Flugtag in Ramstein. Volksfeststimmung, amerikanisches Eis, Hamburger, Pommes und als besondere Attraktion die Flugzeuge. Der Vormittag entsprach unseren Erwartungen. Das Wetter wurde sehr schön Trotz der vielen Menschen herrschte eine angenehme Atmosphäre.

                   

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